Ich kenne drei Herangehensweisen an Musik: Über die Melodie, über den Rhythmus und über den Text.
Gegen Mitternacht bebt der Boden, der getränkegefüllte Kühlschrank neigt sich im Takt (die Spezi winkt mir zu!) und zwischen zwei Strophen zersplittert ein Krug auf dem Laminat. Ich versuche es wirklich, verstehe allerdings nur "BMW" und "das wäre eine sinnvolle Investition" und behalte die Plastik(?)pflanze auf dem Tisch vor der Wand mir gegenüber im Auge. Sie nickt mir zu, wenn sie springen, und uns dröhnen die Ohren, während der Bass den nächsten Krug übertönt. Die Lautstärke gibt uns die Zeit, über das Gesagte nachzudenken. Oder zu tanzen.
Dieser Raum besteht aus drei Containern, Stock eineinhalb, halbe Treppe. Solche Orte gibt es selten, ich habe bisher nur darüber gelesen. Aus dem Fenster fällt der Blick auf einen bemalten S-Bahn-Waggon mit Katzengesicht.
Sie haben erzählt, sie wohnen jetzt am Waldrand. Nur fünfundzwanzig Minuten mit dem Auto (aber einestundezwanzig mit der Bahn)! und mussten selbst lachen. Ein anderer, dessen Gesicht ich erinnere aber nicht dessen Namen, fragt mich "bist Du noch so unterwegs?". Mein nichtmehrsosehr passt auf alles, was er gemeint haben kann.
Ich genieße die Situation. In den lauten Momenten (diese Ruhe!) fallen mir die Pullover auf und die Hemden, die sie tragen. Die in ihnen steckenden verschwitzten Gesichter. Die Arbeit, um aus dem Abend zu machen, was er jetzt ist. Zweimal wähne ich uns in einem Film. In einem Werner-Fassbinder-Moment denke ich an diesen Satz, den ganzen Artikel, der mit ihm beginnt und dass nicht nur der Beschriebene tot ist, sondern auch jener, der ihn beschreibt. Und: Ist das hier die letzte Party?
Können sie in zehn Jahren noch springen?
Die Krüge zählen herunter, langsam wird es Zeit. Deine roten Augen stimmen mir zu. Dem Nachtleben singe ich auf dem Heimweg "Fremd" von blobkanal vor.